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Denkmalpflegerische Sanierung des Berliner Icons “Umlauftank von Ludwig Leo steht vor dem Abschluss

Seit 1974 steht der Umlauftank 2 von Ludwig Leo mitten in Berlin, man fährt mit der S-Bahn immer wieder daran vorbei.  Jeder kennt den Umlauftank, keiner weiß so richtig, was das für ein Gebäude ist. Dieses Mysterium macht den Charme des Gebäudes aus. Untergebracht ist dort die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau der TU Berlin. Eine 24 Tonnen schwere Propellerschraube schaufelt das Wasser durch den Tank, damit dort die Strömungsverhältnisse von zum Beispiel Schiffen simuliert werden können. Der Tank ist weltweit ist der größte seiner Art.

Avantgarde Architektur gestern und heute

Das Gebäude ist 1974 errichtet worden vom Architekten Ludwig Leo. Leo hat nur wenig gebaut. Ein Drittel seiner Bauten stehen aber unter Denkmalschutz. Neben dem Umlauftank hat der Architekt auch die Bundesforschungsstelle der DLRG am Wannsee geplant. Der Umlauftank ist eines der ungewöhnlichsten Gebäude der europäischen Architektur der Nachkriegkszeit, die gerade erst wieder neu entdeckt wird. Man kann den Stil wahlweise als Pop Art oder Brutalismus begreifen. Ungewöhnlich sind  die Farbgebung, die skulpturale Anmutung und die die reine Funktion in Szene setzende Formgebung. Der Bau wirkt gerade heute, wo die Architektur in elender Eintönigkeit erstarrt, immer noch avantgardistisch. Die Wüstenrotstiftung hat sich zum Ziel gesetzt auch Gebäude zu erhalten, die bislang nicht im Fokus standen. In Berlin hat die Stiftung unter anderen bereits die Kapelle an der Gedächtniskirche saniert. Die denkmalgerechte Sanierung des Umlauftanks ist das neuste in Berlin fertig gestellte der Stiftung in Berlin. Das Büro merz Architekten war für die Ausführung der Arbeiten verantwortlich.

Material mit schlechten Alterungseigenschaften

Der UT 2 ist ein sehr junges Denkmal und steht exemplarisch für die zum Teil schlechten Alterungseigenschaften seiner Materialien. Besonders die Metallpaneel-Fassade stellte sich als große Herausforderung dar. Es handelt sich bei den ehemals blauen Thermowand-Sandwichpaneelen der Laborhalle um ein industriell gefertigtes Verbundsystem aus Blech und PU-Schaum, welches bereits sichtbar stark geschädigt war. Das Reparaturkonzept sah vor, die sichtbar rostigen Stellen aus dem äußeren Blech auszuschneiden, um dann das übrige Paneel mit einem Reparaturblech komplett zu überdecken. Belastbare Erkenntnisse über den von außen nicht sichtbaren Zustand der Bleche konnten jedoch erst Ende 2015 ermittelt werden, nachdem das statisch und ausführungstechnisch extrem komplexe Gerüst gestellt werden konnte. Erst dann konnten alle Paneele im Rahmen eines Wirbelstromverfahrens mit einer Handsonde abgefahren und analysiert werden. Die Ergebnisse zeigten Tauwasserabfall an der Innenseite der Außenbleche und unerwartet starke innere Korrosion, sodass ein Austausch der Paneele innerhalb der ursprünglichen Konstruktion notwendig wurde.

 Bei der rosa Röhre wurde durch umfangreiche Untersuchungen nachgewiesen, dass diese trotz eindringender Feuchtigkeit keine gravierenden Schäden aufwies und somit die PU- Hülle nicht ausgetauscht werden musste. Das Reparaturkonzept sah vor, schadhafte und undichte Stellen auszuschneiden, mit neuem Material wieder aufzubauen und der Oberfläche anzugleichen. Die Reparaturstellen sind heute zwar ablesbar, aber kaum wahrnehmbar, da auch die Urbeschichtung handwerklich aufgebracht wurde und – im Gegensatz zur Paneel-Fassade – keine homogene und gleichmäßige Oberfläche aufweist.

Forschung soll weiter gehen

Da der UT 2 kein klassisches Gebäude ist, sondern im Grenzbereich zwischen Architektur, Industriebau, Maschine und wissenschaftlichem Gerät liegt, bestand eine besondere Herausforderung auch in seinem Tragwerk und dem Verhalten seiner Gesamtkonstruktion bei laufendem Betrieb. Beim UT 2 besteht der Betrieb aus zwei jeweils 2.750 PS-starken Schiffsdieseln, die einen 4-flügeligen Verstell-Propeller antreiben um insgesamt 3.300 Tonnen Wasser bis zu einer Strömungsgeschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde in Bewegung zu setzen. Diese in „normalen“ Gebäuden unüblichen Kräfte müssen vom UT 2 auch in Zukunft aufgenommen werden, ohne dass die entstehenden Schwingungen zu Schäden führen. Die TU Berlin will die Forschung im Umlauftank aufrecht erhalten, will dabei aber keine rein kommerzielle Nutzung mehr anstreben. Sämtliche Technik wurde restauriert. Die beiden Dieselmotoren tuen nachwievor ihre Arbeit. Nutzlos ist das Gebäude dabei nicht. Dort sollen weiterhin Erkenntnisse gewonnen werden zur Schifffahrt und zu Themen rund ums Wasser. Prof. Thamsen von der TU könnte sich sogar vorstellen, das Schwimmer dort hineinkommen udn deren Strömungsverhakten untersucht wird. Er spricht von eine Oldtimer, den man nicht einfach ausmustert, sonder liebevoll pflegt und den man zu besonderen Zwecken gerne zum Einsatz bringt.

Im Zuge der Sanierung wurden die Oberflächen im Inneren der Laborhalle, wie der PVC- Boden und die textile Bespannung der Absturzsicherung, im Original erhalten und lediglich restauratorisch behandelt. Somit bleibt der gesamte Innenraum vollständig original und ohne seine Alterungsspuren zu tilgen erhalten.